
Katrin Schoppe-Holzapfel liebt Städte von der Größe Hamelns. Holzminden bezeichnet sie als reizende Fachwerkstadt. „Beide Städte mit ihren vielen Kirchengemeinden sind im Kirchenamt Partner auf Augenhöhe“. Was sie jetzt angeht, ist die Kommunikation mit allen, auch, um selbst alle Abläufe kennenzulernen. „Ich sehe uns als Servicestelle zu den Kirchengemeinden und Einrichtungen in Kirche und Diakonie“, betont sie. Wie lassen sich die Prozesse optimieren? „Da müssen wir gemeinsam Wege finden und gehen“, sagt Schoppe-Holzapfel.
„Unsere große Herausforderung ist der Spagat zwischen Aufarbeitung, Projektarbeit und dem Tagesgeschäft.“ Allein durch die krankheitsbedingte Vakanz ihres Vorgängers im Kirchenamt fehlten 40 Arbeitsstunden in der Woche – und das seit 17 Monaten. Die Vertretungen übernahmen diese Arbeit zusätzlich zu ihrem Tagesgeschäft. Eine Dauerbelastung. „Wahnsinn, wie gut die das gemacht haben,“ lobt die neue Kirchenamtsleiterin. Für ihre Tätigkeit sieht sie sich gut gerüstet. Ihre Verwaltungserfahrung in den Bereichen Bauen und Planen, Schule- Kultur- und Sport, Personal und Finanzen ermöglicht ihr einen guten Einstieg.
Im Kirchenamt der EKD begleitete sie in Lutherstadt Wittenberg die Schlosskirchensanierung. Ebenso zählten dort Zuwendungsrecht, Haushaltsplanung und Jahresabschlüsse zu ihren Kernaufgaben – genauso wie die Umstellung von Kameralistik auf Doppik. Im Kirchenamt ist genau diese breitgefächerte Expertise gefordert: Denn zu den Kernaufgaben des Amtes zählen auch die Aufstellung der Haushalte für das Kirchenamt Hameln-Holzminden, für beide Kirchenkreise sowie jede einzelne Kirchengemeinde. „Eine Vielzahl von Haushaltsplänen und Jahresabschlüssen ist das“, weiß Schoppe-Holzapfel. Die Haushaltsplanung wird in diesem Jahre erstmals mit einer Software durchgeführt. „Dadurch machen wir einen großen Schritt nach vorn.“
Nebenbei gibt es viele Projekte der Landeskirche, die im Hinblick auf den kirchlichen Transformationsprozess zeitnah einzuführen sind. Die Umstellung von Kameralistik auf Doppik – die doppelte Buchführung - und die Kategorisierung der Sakralgebäude in den Kirchenkreisen sind nur einige Projekte, mit denen das Kirchenamt befasst ist. Parallel dazu wird die Digitalisierung der Rechnungsbearbeitung und die Einführung der digitalen Personalakte umgesetzt. Perspektivisch steht die komplette Digitalisierung aller Vorgänge an.
Der Aufwand für die Einführung dieser Projekte ist für Außenstehende schwer erkennbar. Diese vielen neuen Themen sind neben dem Alltagsgeschäft zu priorisieren und das bei begrenzten personellen Ressourcen. „Alles wichtig und auch fristengebunden“, resümiert die Leiterin. „Viele Bälle, die gleichzeitig bespielt werden müssen. Wir jonglieren das dank motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz gut. Ein Gut, dass wir uns bewahren müssen“, gibt Schoppe-Holzapfel zu bedenken. Corona habe durch die Umstellung auf Homeoffice gleichfalls eine neue Herausforderung bedeutet. Personelle Wechsel, Corona und die Funktionstüchtigkeit der Software sind nur einige Erschwernisse, die die Projektabläufe verzögern und zu einem Dominoeffekt führen. „Um einen Jahresabschluss machen zu können, wird zunächst eine Eröffnungsbilanz benötigt“, beschreibt Schoppe-Holzapfel die Verkettung der Prozesse miteinander. Neue Abläufe sind festzulegen und müssen sich erst manifestieren.
Der Blick in die Zukunft deute durch den demographischen Wandel und weitere Kirchenaustritte auf ein sinkendes Kirchensteueraufkommen. „Die Doppik wurde auch eingeführt, um für die Zukunft gut wirtschaften zu können.“ Katrin Schoppe-Holzapfel sieht jedoch Licht am Ende des Tunnels – und keinen entgegenkommenden Zug. „Für alle noch zu erledigenden Vorgänge gibt es Zeitstrahle. Wir werden es schaffen, aber nicht alles in diesem Jahr“, lautet das optimistische Fazit der neuen Kirchenamtsleiterin.
Harald Langguth