Seit Anfang der 1980er Jahre im vergangenen Jahrhundert gestalten Kirchen zwischen dem drittletzten Sonntag des Kirchenjahres bis zum Buß- und Bettag eine Friedensdekade. Ursprünglich war es eine Friedenswoche, die Kirchengemeinden in beiden deutschen Staaten gleichzeitig begingen.
Für eine der ersten Friedensdekaden hatte die sächsische Landeskirche einen Textildrucker in Herrnhut beauftragt, textile Lesezeichen für eine Friedensdekade herzustellen. Als Motiv schlug die Landeskirche die Skulptur „Schwerter zu Pflugscharen" vor. Diese Skulptur eines russischen Künstlers hatte der sowjetische Staatschef Nikita Chrustschow 1959 der UNO geschenkt. Textildrucke brauchten in der DDR im Unterschied zu Flugblättern und anderen Druckerzeugnisse keine behördliche Genehmigung. Die Zeichnung der Statue in einem roten Kreis an damals üblicherweise getragenen olivgrünen Parkas wurde zum Erkennungszeichen pazifistisch orientierter Christinnen und Christen in Ost und West. In der DDR ging der Staat massiv gegen Träger dieses Symbols des Protestes vor. So wurden Parkas mit dem abgerissenen Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen" zum eigenständigen Zeichen für die Friedensbewegung in Deutschland.
Der Gedanke, Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden, geht auf die Propheten Micha und Jeremia zurück. Anlässlich des Kirchentags 1983 in Lutherstadt Wittenberg ließ der in diesem Jahr verstorbene Theologe Friedrich Schorlemmer den Wittenberger Kunstschmied Stefan Nau im Hof des Lutherhauses vor mehr als 2.000 begeisterten Zuschauern ein Schwert zu einer Pflugschar schmieden. Während die Hammerschläge erklangen und Schmiedefeuer prasselte, las Friedrich Schorlemmer, damals Prediger an der Schlosskirche in Wittenberg, biblische und politische Texte vor.
Das 1981 entstandene Logo – ein roter Kreis mit dem stilisierten Bild der Statue vor dem UNO-Gebäude in New York – ist bis heute Erkennungszeichen der jährlichen Friedensdekade: Eröffnet am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres treffen sich Menschen in Gemeinden, um für den Frieden zu beten und über Frieden zu diskutieren. In vielen Gemeinden ist dies zum festen Termin geworden. Bei der letzten Revision der biblischen Texte für die Sonntage im Kirchenjahr (Perikopenordnung) gab der biblische Friedensgedanke die thematische Ausrichtung: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Dieses Jahr steht die Friedensdekade vom 10. bis zum 20. November unter dem Motto: „Erzähl mir vom Frieden“. Friedensgeschichten zu erzählen bleibt ein Zeichen des Protests gegen all‘ die Kriegs- und Gewaltgeschichten, die täglich erzählt werden.