Hameln. In einem neun Monate dauernden Prozess hat die Synode des Kirchenkreises am 4. Dezember nach Aufforderung durch die Landeskirche beschlossen, für welche der 41 Kirchen und Kapellen in Hameln und Pyrmont künftig noch Mittel für außerordentliche Baumaßnahmen bereitgestellt werden. Die gute Nachricht: Alle Sakralgebäude im Kirchenkreis befinden sich derzeit in einem guten baulichen Zustand. Die Kategorisierung in A-, B-, C- und D-Kirchen wird sich also erst in späteren Jahren auswirken, was viel Zeit für gute Lösungen lässt. A- und B-Kirchen – damit gemeint sind Gotteshäuser mit regionaler oder überregionaler Bedeutung – werden auch weiterhin mit Kirchensteuermitteln saniert. Kirchen in den Kategorien C und D erhalten künftig nur noch Mittel zur Sicherung der Gebäudesubstanz und zur Gefahrenabwehr.
Viele Gespräche und Beratungen
Hintergrund dieser nötigen Einordnung sind sinkende Gemeindemitgliederzahlen und damit verbundene zurückgehende Kirchensteuereinnahmen. In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland halbiert. Prognosen gehen von einem weiteren Schwund aus. Aktuell verzeichnet der Kirchenkreis Hameln-Pyrmont 46.000 evangelische Christinnen und Christen. „Vielen Dank für Ihr besonnenes Mitwirken bei diesem wichtigen Thema“: Das stand auf der letzten Folie für die Synodal-Teilnehmer. 46 Ja-Stimmen, eine Nein-Stimme und sechs Enthaltungen lautete der Beschluss der Synode. Vorausgegangen waren viele Gespräche und Diskussionen sowie Gemeindeberatungen durch die Landeskirche. Es ging unterschiedlich schnell: Region 1 war sich bereits zu Beginn des Prozesses einig. Region 2 nahm die Gemeindeberatung in Anspruch, um zu Ergebnissen zu kommen. Die Regionen 3 und 5 kamen relativ schnell zu Ergebnissen. Region 4 entwickelte zunächst einen Vorschlag, auf den die eingesetzte Steuerungsgruppe mit der Bitte um einen Alternativvorschlag reagierte. Bei Region 6 war es genau umgekehrt: Sie bat die Steuerungsgruppe um einen Vorschlag, der die geführten Diskussionen zusammenfasste.
Kategorisierung als Chance für breite Bündnisse
„Die Kategorisierung ist ein schmerzhafter Schritt. Sie ist aber auch mit der Chance verbunden, dass wir uns rechtzeitig um Alternativen kümmern. Hierbei plädiere ich für breite Bündnisse. Denn die Frage, was aus den Kirchengebäuden wird, ist nicht nur eine Frage für diejenigen, die sonntags um 10 Uhr zum Gottesdienst gehen. Es ist auch eine Frage zur Zukunft des ländlichen Raums insgesamt – und damit für alle, die in ihm wohnen und für ihn Verantwortung tragen“, sagt dazu Superintendent Dr. Stephan Vasel. Für ihn sind viele Lösungen für die C- und D-Kirchen denkbar – die Gründung von Fördervereinen, Fundraising-Maßnahmen oder Zuwendungen über Stiftungen.
Die Synode des Kirchenkreises beschloss weiter eine neue Finanzsatzung und verabschiedete den Haushaltsplan für 2025/2026. Zur Mitgliederentwicklung im Kirchenkreis wurde ein Zukunftsausschuss gebildet. Der kommenden Synode – sie kommt am 29. Januar 2025 zu ihrer ersten öffentlichen Sitzung zusammen – wird empfohlen, erneut eine Steuerungsgruppe einzusetzen, die sich mit der Begleitung der Folgefragen aus der Kategorisierung der Sakralgebäude im Kirchenkreis beschäftigt. Denn die Fragen gehen weiter.
Mit einem gemeinsamen Gottesdienst wurden die ausscheidenden Mitglieder der Synode verabschiedet. Zudem bekamen sie eine Urkunde, eine Rose sowie einen Magneten mit einem Bild der Künstlerin Gudrun Brückner-Krebbel mit dem Jahresmotto 2025 „Prüft alles und behaltet das Gute“.
Gemeinsam viel auf den Weg gebracht
In seiner Predigt erinnerte Stephan Vasel an die vielen Herausforderungen in jüngster Zeit: „Wir haben gemeinsam viel bewegt und auf den Weg gebracht. Ich denke an das Schutzkonzept, das sexualisierte Gewalt verhindern soll. Wir haben es im November 2023 beschlossen und der Prozess der Umsetzung läuft sehr zielstrebig. Ich denke an den Prozess der Kategorisierung der Sakralgebäude, zu dem wir heute einen Beschluss getroffen haben. Das ist im Miteinander gut gelungen. Ich denke an die Probleme des Kirchenamtes und die Perspektive einer neuen Amtsleitung ab Januar 2025. Und ich denke an sehr schöne Gottesdienste und Veranstaltungen, die wir zum Teil gemeinsam erlebt haben: 75 Jahre Grundgesetz im Mai, Reformationstag mit der Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtags im Oktober, Jahresempfang mit Wolfgang Huber im November. Auch eine kleiner werdende Kirche kann ein wichtiger Player im öffentlichen Raum sein.“ Harald Langguth
Einordnung der Kirchen und Kapellen im Kirchenkreis
Region 1, Kategorie A: Christus Bad Pyrmont, St. Petri Oesdorf
Region 1, Kategorie B: Paulus Neersen
Region 1, Kategorie C: St. Johannes, Holzhausen
Region 1, Kategorie D: Zum Guten Hirten Hagen
Region 2, Kategorie A: Münster St. Bonifatius, Marktkirche St. Nicolai, beide Hameln
Region 2, Kategorie B: Heilig Kreuz Hameln
Region 2, Kategorie C: St. Annen Wangelist
Region 2, Kategorie D: St. Johannis Klein Berkel
Region 3, Kategorie A: Martin Luther Hameln
Region 3, Kategorie B: St. Martini Hilligsfeld
Region 3, Kategorie C: St. Aegidien Holtensen
Region 3, Kategorie D: Kapelle Rohrsen
Region 4, Kategorie A: Marienkirche Aerzen, Petrus Kirche Hemeringen
Region 4, Kategorie B: St. Johannis Groß Berkel
Region 4, Kategorie C: Paulus Kirche Lachem
Region 4, Kategorie D: St. Johannes Reher, Kapelle Haverbeck
Region 5, Kategorie A: Petri Ohsen, St. Christopherus Tündern, St. Georg Afferde, Oberbörry
Region 5, Kategorie B: St. Marien Hämelschenburg, Hastenbeck, Philipp-Spitta Grohnde, Hajen
Region 5, Kategorie C: St. Marien Esperde, Johannis Frenke, Christus Lüntorf
Region 5, Kategorie D: Zum Guten Hirten Voremberg, Kapelle Brockensen, Kapelle Latferde
Region 6, Kategorie A: Petri-Pauli Bad Münder, St. Nicolai Bakede
Region 6, Kategorie B: St. Martin Eimbeckhausen, St. Petri Flegessen
Region 6, Kategorie C: St. Magnus Beber
Region 6, Kategorie D: St. Martini Hachmühlen, St. Dionysius Nettelrede