Bereits sein Großvater hat sich für die Kirche eingesetzt, genauso wie seine Mutter. Landwirt Karl-Friedrich Meyer aus Tündern ist im März für sechs Jahre als Kirchenvorstandsvorsitzender in der Wesergemeinde gewählt worden. Seine Frau Doris Ahlswede-Meyer engagiert sich als Vorsitzende im Kreisverband der LandFrauenvereine Hameln-Pyrmont. 30 Jahre lang war sie im Tündernschen Kirchenvorstand aktiv. Auf Kirchenkreisebene wirkt sie noch weiter. „Wir sind einfach seit Generationen mit der Kirche verbunden. Das liegt uns am Herzen“, sagt Karl-Friedrich Meyer. Der 65-jährige ist noch bis Mitte Oktober Kreislandwirt für den Kreis Hameln-Pyrmont und ehrenamtlicher Vertreter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Dann wird er 66 und tritt auf eigenen Wunsch nach der Hälfte seiner sechsjährigen Amtszeit zurück. Die Ämter gehen in jüngere Hände – in die von Friedrich Hake.
Die Ernte ist nur mittelmäßig ausgefallen
Was hält der Kreislandwirt von der diesjährigen Ernte? „Die Ernte hat Ende Juni sehr früh begonnen, weil wir keinen richtigen Winter hatten. Dagegen war der Sommer sehr durchwachsen. Drei Tage schien die Sonne, dann kam ein Regengebiet. Dann war wieder Pause. Deshalb sind wir erst zwischen dem 10. und 13. August hier im Weserbergland mit der Getreideernte fertig geworden.“ In der Regel benötige man für die Ernte vier bis fünf Wochen. Dieses Jahr habe die Ernte wegen der regenbedingten Unterbrechungen verhältnismäßig lange gedauert. „Vom Ertrag her ist sie nur mittelmäßig ausgefallen“, betont Meyer.
Der Backweizen kommt aus Südeuropa
Aufgrund der EU-Gesetzgebung könnten die meisten Landwirte nur in erster Linie Futter- und weniger Backweizen produzieren. „Wir würden gerne mehr Qualität produzieren. Brüssel verbietet uns aber durch die Düngegesetzgebung den Einsatz vieler Nährstoffe“, bedauert Meyer. Deshalb stehe jetzt der Futterweizen für Puten, Schweine und Hühner vor dem Backweizen an erster Stelle. Das seien zwei Euro pro Doppelzentner weniger an Ertrag. „In unserem Betrieb reden wir da über 25.000 Euro – nur mal so nebenbei. Das ganze Jahr arbeiten wir auf eine gute Ernte hin. Und dann regnets und regnet – und der liebe Gott lässt uns nicht ernten. Das ist dann eben unser Risiko, mit dem wir leben müssen“, sagt Meyer. Der Backweizen für den Bäcker im Weserbergland komme wegen der heißeren Kontinental-Sommer mittlerweile aus Polen, Tschechien, Rumänien oder Ungarn. Das Wetter lasse sich weder vereinnahmen noch vorhersagen.
Den Meyerhof gibt es bereits in der elften Generation
Bereits 1968 hatte der Vater von Karl-Friedrich Meyer die Viehwirtschaft auf seinem Hof abgeschafft. Geblieben ist eine kleine Schafherde mit 40 Muttertieren zur Gründlandpflege. Mit Lämmern sind das dann zwischen 60 und 65 Tiere. Damit ist der Meyerhof ein eher kleiner Schafhalter. Seit 2023 bewirtschaftet Sohn Ludwig nach der Hofübergabe durch den Vater mit vier weiteren Partnern in einer Gemeinschaft 1.150 Hektar im Ackerbau. Angebaut werden Industriekartoffeln für die Chipsherstellung, Zuckerrüben, Raps, Getreide und Mais für die Biogasanlage, an der Meyers beteiligt sind. Von der mittlerweile elften Generation wird der Meyerhof seit dem Jahr 1650 betrieben – also bereits seit kurz nach dem 30-jährigen Krieg. 78 Bodenpunkte haben die Böden von Landwirt Meyer, was relativ gut ist. Der Wert wird zwischen 50 und 100 ermittelt. Besonders die Zuckerrüben gedeihen deshalb üppig: „Das ist ja für den Bauern ein großes Glück, wo er geboren wird. Komme ich in der kargen Heide zur Welt, muss ich mich ganz anders aufstellen.“ Meyer musste als Vorsitzender des Landvolks – das war er bis November 2023 – lernen, sich kurz und knapp gegenüber Journalisten auszudrücken, wenn es um Themen der Landwirtschaft ging. Beim anschließenden gemeinsamen Kaffee auf dem Hof vermittelte er dann den Redakteuren von NDR und ZDF das nötige Hintergrundwissen: „So wussten die, was uns wirklich bewegt,“ sagt er mit einem Augenzwinkern.
Das Projekt „Zuhause in Tündern“
Wie bekommen wir mehr junge Familien nach Tündern? Der Kindergarten unter kirchlicher Leitung: Für Karl-Friedrich Meyer war das der Schlüssel dazu. Dem Regionalvorstand des Verbandes Ev.-luth. Kindertagesstätten gehört Meyer seit diesem Jahr an. „Damit ich am Tisch mitreden kann. Viele berufen sich da auf Vorschriften. Dies geht nicht und das geht nicht. Ich sage einfach: Nicht so viel fragen – einfach machen!“ Auf Anraten der Gemeinwesendiakonie der Landeskirche habe man im Ort das Projekt „Zuhause in Tündern“ gegründet.
Eine Popup-Bar für junge Familien
„Da sind alle Vereine drin. Wir treffen uns unregelmäßig und überlegen beispielsweise, ob wir zusammen einen Weihnachtsmarkt machen. Wer kann das moderieren? Die Kirche – die steht über allem. Jetzt haben wir also auch diese Arbeit am Hacken“, sagt Meyer und schmunzelt. Erstes Projekt: eine Popup-Bar, um die jungen Familien dazu zu bringen, sich in Tündern zu engagieren. Gemeinsam mit dem jungen, motivierten Pastor Jan Sören Damköhler. „Es gibt eben jemanden über uns, der passt auf uns auf. Der wacht darüber, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Aber der lässt uns auch nicht im Stich“, weiß der Landwirt. „Das hat mich immer getragen – auch in Krisenzeiten.“ Harald Langguth