Dreifach gegen jede Form von Judenfeindlichkeit

Pressemitteilung Hameln, 06. Januar 2025

Veranstaltungsreihe in Hameln mit und zu Johann Sebastian Bachs Johannespassion

Nicht unumstritten - der Komponist Johann Sebastian Bach. Fotocollage Harald Langguth

An vielen Orten evangelischer Hochkultur wird derzeit des 300sten Geburtstag der Johannespassion von Johann Sebastian Bach gedacht. Bach ist für viele der Inbegriff evangelischer Kirchenmusik. Seine Melodien geben nicht nur dem Weihnachtsfest Gefühl. Allerdings gibt es auch eine erhebliche Schattenseite. Die Johannespassion enthält antijüdische Elemente, die problematische Passagen emotional verstärken, die Bach bereits in der Bibel vorfindet.

Wie gehen wir mit diesem Erbe um? Die Lösung, die wir in Hameln gerade erarbeiten, setzt auf Diskurs, Aufklärung und eine Durchbrechung des klassischen Stücks durch Zwischenrufe. Entstanden ist daraus eine Veranstaltungsreihe in drei Teilen:

Teil 1: Diskurs: Am 1. April laden wir um 19 Uhr zu einer Podiumsdiskussion in die Marktkirche ein. Unsere Landeskirche und unser Kirchenkreis stellen sich entschieden jeder Form von Judenfeindlichkeit entgegen. Was bedeutet dies für antijüdische Elemente in einem Hauptwerk unserer Tradition? Verzichten wir darauf? Kürzen wir die problematischen Passagen? Schreiben wir die Texte um? – Oder gibt es noch andere Lösungen? - Die Moderation übernimmt der Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung, Prof. Dr. Christoph Dahling-Sander. Mit dabei sind u.a. der Antisemitismusbeauftragte des Landes Niedersachsen, Prof. Dr. Gerhard Wegner, Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder und der Direktor des Theaters in Hameln, Wolfgang Haendeler.

Teil 2: Aufklärung: Wir vermuten, dass vielen auf Anhieb überhaupt nicht klar ist, wo genau das Problem liegt. Daher bieten wir im Vorfeld am 26. März um 19 Uhr in der Marktkirche in Hameln einen Vortrag an zum Thema »„Die“ Juden im Johannesevangelium, in Bachs Johannespassion und die Frage: Was machen wir heute damit?«  Referent ist Superintendent Dr. Stephan Vasel.

Teil 3: Durchbrechung: Am 5. April um 18 Uhr und am 6. April um 17 Uhr führt die Hamelner Kantorei unter Leitung von Kirchenkreiskantor Stefan Vanselow Bachs Johannespassion mit klassischen Texten aus dem Jahr 1725 auf. An drei Stellen ist der Fluss der Aufführung durch Zwischenrufe unterbrochen. Hier werden Passagen, die aus heutiger Sicht problematisch sind, pointiert eingeordnet und prägnant kommentiert. 

Superintendent Dr. Stephan Vasel: „Es ist ein typisch evangelischer Vorgang, Bibeltexte durch Auslegung zu erschließen. Und dies können wir auch auf die Kirchenmusik übertragen. Nach 300 Jahren kann ein musikalisches Werk statisch werden. Die Zwischenrufe bieten eine Chance, neu mit dem Werk und den Inhalten ins Gespräch zu kommen, die wir heute zum Teil erheblich anders einordnen.“