
Sehr geehrte Damen und Herren,
meinen ersten Bericht vor der Synode habe ich etwa ein halbes Jahr nach Beginn meiner Tätigkeit als Superintendent gehalten. Das war im November 2023. Inzwischen sind 14 Monate vergangen und mein Bericht bezieht sich auf diesen Zeitraum und gibt zugleich einen Ausblick, wo wir als Kirchenkreis zu Beginn dieser Wahlperiode stehen.
Es ist eine Wahlperiode, die unter dem doppelten Vorzeichen von Stabilität und Veränderung steht. Die Landessynode hat einen Doppelhaushalt für zwei Jahre beschlossen – stabilisiert aus Rücklagen. Danach wird mit starken Veränderungen in der finanziellen Ausstattung gerechnet. Auf der Ebene der Kirchenkreise wird es ähnlich sein. Vor uns liegen zwei Jahre, die vermutlich relativ stabil sind. Am Ende dieser Zeit wäre es dann allerdings gut, ein Konzept zu haben, wie wir unseren Auftrag in einer sich ändernden Finanzlandschaft gestalten.
Fuß gefasst haben meine beiden Stellvertreter Pastorin Gabriele Mitschke und Pastor Jan Sören Damköhler. Beide machen das richtig gut und wir haben nicht nur Mühe mit den oft nicht ganz einfachen Themen, sondern auch Freude und Spaß in einem kompetenten und verlässlichen Miteinander. Wir haben uns jetzt so aufgeteilt, dass wir versuchen, das große Ganze regelmäßig gemeinsam in den Blick zu nehmen. Zudem spezialisiert sich Gabriele Mitschke ein wenig auf den KiTa-Bereich und Jan Sören auf den Bereich Bau. Das sind dann Sitzungen, wo die beiden regelmäßig sein werden und ich von Zeit zu Zeit, um den Überblick zu behalten.
Neue Schritte haben wir in der Öffentlichkeitsarbeit unternommen. Seit gut einem Jahr koordiniert und verantwortet Harald Langguth die Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis. Dies mit halber Stelle. Er ist gelernter Journalist und hat eine Agentur, die er parallel weiter betreibt. Die Zahl der Berichte in den Medien, insbesondere in der DEWEZET, aber zum Beispiel auch im NDR hat sich seitdem signifikant erhöht. Und wir haben die Strukturen angeschaut. Der Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising hat sich aufgelöst, genauer er hat Ihnen als neuer Synode empfohlen, die Arbeit zukünftig nicht mehr über einen Ausschuss zu steuern. Stattdessen gibt es jetzt Redaktionsteams für den Newsletter, die Webseite und Social-Media. Und es gibt eine Gruppe, die sich aus dem früheren Ausschuss heraus um die konzeptionellen Fragen kümmert: Dies sind Frau Wehrmann als frühere Ausschussvorsitzende und Pastor Vetter. Mit großem Dank möchte ich im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit weiterhin Anja Langkopf nennen, die weitgehend ehrenamtlich unseren Instagramm-Kanal lebendig, aktuell und interessant hält. Für den Newsletter werben wir übrigens noch. Er ist schön geworden. Jetzt geht es darum, die Reichweite zu erhöhen. Und hierzu können Sie alle beitragen. Sie sehen dort ein Rollup. Das können Sie gerne ausleihen und bei großen Gottesdiensten oder beim Gemeindefest aufstellen. Und ganz neu gibt es einen Flyer, der für Aussegnungen wirbt. Das ist Neuland. Die Formen, die wir haben, um zum Beispiel am Lebensende einen Segen zu sprechen, sind vielen nicht mehr vertraut. Wir müssen neu lernen, darüber zu sprechen. Und ein Flyer schafft hierfür Gelegenheiten. Entstanden ist er in Kooperation mit dem Palliativ-Stützpunkt Hameln. Nehmen Sie gerne ein Exemplar mit. Und wenn Sie eine gute Idee haben, wo wir sie auslegen können, wenden Sie sich bitte an Herrn Langguth.
Sehr gut gelaufen ist die Kirchenvorstands-Wahl. Gut an der Wahl war insbesondere die hohe Beteiligung. Hierzu hat in besonderer Weise beigetragen, dass vor allem digital und per Briefwahl gewählt wurde. Das wurde auch im politischen Bereich mit hoher Aufmerksamkeit wahrgenommen. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei 25,64 Prozent. Sie war um gut 40 Prozent höher als 2018. Spitzenreiter war Hajen mit einer Beteiligung von 52,17 Prozent. Allerdings gab es auch einen Wermutstropfen. In Hachmühlen fand sich niemand, der bereit war, für den Kirchenvorstand zu kandidieren. Dort haben wir jetzt für den Übergang Bevollmächtigte. Und die Zukunft der Gemeinde ist ungeklärt.
Bereits im November 2023, also zum Zeitpunkt meines ersten Berichts, hat die Synode ein Präventionskonzept beschlossen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Das Konzept enthält eine Selbstverpflichtung aller Körperschaften und Einrichtungen im Kirchenkreis, es sich innerhalb von zwei Jahren anzueignen (oder selbst ein anderes Konzept zu erarbeiten), es durch eine Risikoanalyse zu ergänzen und alle Mitarbeitenden zu Schulungen zu schicken. Das klare Ziel ist: Kirche und Diakonie sollen verlässlich sichere Räume sein, in denen sexualisierte Gewalt keine Chance hat. Damit die hierzu vereinbarten Präventionsschritte nach zwei Jahren verlässlich flächendeckend gegangen sind, haben wir eine Stelle für die Begleitung dieses Projekts eingerichtet. Sehr froh bin ich, dass wir Melanie Dörpmund für diese wichtige Aufgabe gewonnen haben. Sie hat heute ja auch schon berichtet, wo wir in unserem Präventionsprozess stehen, was in diesem Jahr geplant ist und was Sie zum Gelingen beitragen können. Nach den zwei Jahren wollen wir das Thema dann als Teil der Visitationen regelmäßig weiter im Blick behalten. Streng genommen endet die Arbeit von Ausschüssen und Steuergruppen mit dem Ende der Amtszeit einer Synode. Daher nachher die Bitte, das gut eingespielte Team der Steuerungsgruppe mit der Weiterführung der Arbeit zu beauftragen.
Ein Schwerpunkt der vergangenen Monate bestand darin, die Sakralgebäude Kategorien zuzuordnen. Dies geschah unter sehr knappen zeitlichen Vorgaben des Landeskirchenamtes. Verbunden war dies mit dem sehr wirkungsvollen Argument, dass künftig die Vergabe außerordentlicher Mittel – das sind in aller Regel die finanzintensivsten Baumaßnahmen – an das Vorhandensein einer Kategorisierung gebunden ist. Sehr viele von Ihnen waren daran beteiligt. Und wir haben es geschafft, zeitgerecht zu beschließen. Ein großer Dank geht an dieser Stelle an die vergangene Synode, dass wir hier so weit gekommen sind. Und an die Steuerungsgruppe, die diesen Prozess sehr umsichtig und mit großem Zeitaufwand begleitet hat.
Nun ist eine Liste für das Landeskirchenamt nur ein Schritt in einem sehr komplexen Prozess. Eine sehr wichtige Aufgabe der neuen Synode, der neuen Ausschüsse und des neuen Kirchenkreisvorstands liegt darin, die Folgeprozesse gut zu begleiten. Was ist zum Beispiel bei der Gründung von Fördervereinen oder Stiftungen zu bedenken? Wie wollen wir unsere Kirchen auf Dauer heizen? Was wird aus den Orgeln? Was ist mit Denkmalschutzauflagen? Hier gibt es viele Fragen, die nicht allein der Bau-Ausschuss beantworten kann. Daher nachher der Tagesordnungspunkt mit dem Vorschlag, erneut eine Steuerungsgruppe einzusetzen, die sich um die Begleitung dieser Themen kümmert.
Nicht angefasst haben wir im vergangenen Jahr das Thema „Klimaschutzkonzept.“ Hier kam noch kurzfristiger vom Landeskirchenamt – nämlich im April – die Aufforderung, ein Konzept bis Ende des vergangenen Jahres zu erstellen. Der KKV hat geantwortet, dass wir das so schnell nicht schaffen und uns zunächst konzentrieren auf das Schutzkonzept, den Kategorisierungsprozess und die Bearbeitung der Rückstände im Kirchenamt. Gleichwohl ist das Thema wichtig. Und es hängt u.a. auch mit den Baufragen zusammen. Und wir werden uns jetzt Schritt für Schritt überlegen, wie wir die damit verbundenen Fragen und Probleme in realisierbare Schritte und Projekte verwandeln. Und zum Thema Gebäude lohnt es sich, den 29. März in den Kalender zu schreiben. Da wird in Afferde die Fertigstellung des neuen Gemeindehauses gefeiert.
Neu im Amt ist die Leiterin des Kirchenamts, Frau Schoppe-Holzapfel. Anfang des Monats hat sie ihren Dienst angetreten. Und ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, die Stelle nun sehr gut neu zu besetzen. Die Aufgabe ist schwer und die Erwartungen sind groß. In der Synode wurde im vergangenen Jahr eine Rücklagenentnahme von 355.000 Euro beschlossen. So etwas werden wir wieder machen müssen. Zugleich können wir uns das kaum mehr als drei Mal leisten. Damit ist eine große Herausforderung beschrieben. Es gibt eine Reihe von Problemen, die sich im Kirchenamt zum Teil über viele Jahre hinweg aufgestapelt haben. Manches ist gelöst und auf dem Weg. Und eine ganze Reihe von Themen warten darauf, dass Lösungen gefunden werden. Wir brauchen gute Ideen, wie wir gangbare Wege aus dieser vielfach belastenden Situation finden. Das wird ein Schwerpunkt der kommenden Zeit sein müssen. Dabei haben wir dankbar im Blick, dass unser Dreierteam der Übergangsleitung bestehend aus Christiane Heins, Thomas Möller und Michael Ermel unglaublich viel geleistet, viel geschafft und das Amt in schwieriger Zeit zusammengehalten hat. Dies neben vielen anderen Aufgaben, die an sich schon die Arbeitstage hinreichend gefüllt hätten. Und sehr herzlich mochte ich Christian Campe und Joachim Storch danken, die mit mir zusammen unseren Kirchenkreis im Kirchenkreisverbandsvorstand vertreten. Das ist das Gremium, das das Amt begleitet. Und beide können sehr viel genau von dem, was wir gerade brauchen!
In allen diesen Fragen rund um das Amt ist ein wichtiger Aspekt, dass unsere Verwaltung für zwei Kirchenkreise zuständig ist: Für Hameln-Pyrmont und für Holzminden-Bodenwerder. Wir können unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung viel Arbeit sparen, wenn wir bei Fragen, die neu zu regeln sind, möglichst einheitliche Lösungen für beide Kirchenkreise wählen. Hier öffnet sich ein Feld, wo beide Synoden entscheidend dazu beitragen können, dass wir auf lange Sicht alle miteinander in ruhigeres Fahrwasser gelangen.
Ein Thema, das uns bereits bei meinem ersten Bericht vor 14 Monaten beschäftigt hat, ist die Zukunft der AIBM in Bad Münder. Damals sagte ich: „Ein großes Thema der vergangenen Monate ist Frage der Zukunft der auf das Möbellager in Bad Münder bezogenen AGH-Maßnahmen. AGH bedeutet Arbeitsgelegenheiten. Bereits seit einigen Jahren gibt es hier ein strukturelles Defizit, weil es kaum noch Klientinnen und Klienten gibt, die diese Maßnahmen in Anspruch nehmen. Das zunehmende Defizit wird seit Jahren aus Rücklagen getragen. Diese Rücklagen werden vermutlich Ende des kommenden Jahres aufgezehrt sein. Es gibt Gespräche mit allen Beteiligten, auch mit dem Jobcenter und der Bundesagentur für Arbeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir im kommenden Jahr eine Schließung beschließen müssen, ist sehr hoch.“ Diesen Weg sind wir inzwischen weiter gegangen. Es hat viele Gespräche mit allen Beteiligten gegeben. Im Kern handelt es sich um ein auslaufendes arbeitsmarktpolitisches Instrument. Die Einrichtung konnte bis 2018 kostendeckend betrieben werden. Seit 2019 wurde die Einrichtung durch fortwährende Rücklagenentnahmen aufrechterhalten, die demnächst aufgebraucht sein werden. Der KKV hat beschlossen, die Abwicklung möglichst aus den Rücklagen zu bestreiten. Dies wird knapp. Und je länger wir warten, desto teurer wird es für den Kirchenkreis. Im Dezember hat der Kirchenkreisvorstand daher beschlossen, der Synode zu empfehlen, das AIBM-Kaufhaus und die AGH-Maßnahmen zum 31.12.2025 zu beenden. Dies wird ein Tagesordnungspunkt bei der Synode am 2. April sein.
Sehr beschäftigt hat uns auch die Bahnhofsmission. Nachdem wir zwischenzeitlich ohne Leitung waren und schließen mussten, ist die Neubesetzung der Stelle gut gelungen und die Arbeit hat sich stabilisiert. Noch zu klären ist die zukünftige Finanzierung. Der Verein, der die Bahnhofsmission getragen hat, bevor sie unter das Dach der Diakonie schlüpfte, finanzierte sich aus Spenden und den Mieteinnahmen einer Immobilie, die einen erheblichen Sanierungsstau hat. Da sind noch einige Schritte zu gehen auch in Verhandlung mit anderen Akteuren, denn alle wollen eigentlich, dass der Bahnhof ein sicherer Ort ist und die Bahnhofsmission kann gut dazu beitragen. Sie braucht aber auch eine stabile Finanzierung. Was Sie alle beitragen können, ist hin und wieder eine Kollekte für die Bahnhofsmission zu sammeln. Das bringt nicht nur Geld zusammen. Es hält auch das Wissen um die Notwendigkeit im Bewusstsein, dass wir hier alle gefragt sind.
An vielen Orten evangelischer Hochkultur wird derzeit des 300. Geburtstag der Johannespassion von Johann Sebastian Bach gedacht. Hier und da bereits 2024, denn die erste Fassung ist aus dem Jahr 1724. Hier und da auch 2025, denn die zweite Fassung ist aus dem Jahr 1725. Bach ist gerade sehr präsent. Sehr erfolgreich lief im Dezember ein Film über das Weihnachtsoratorium. Bach ist für viele der Inbegriff evangelischer Kirchenmusik. Seine Melodien geben nicht nur dem Weihnachtsfest Gefühl. Allerdings gibt es auch eine erhebliche Schattenseite. Die Johannespassion enthält antijüdische Elemente, die problematische Passagen emotional verstärken, die Bach bereits in der Bibel vorfindet.
Unsere Kirche ist da heute zum Glück sehr klar. Es laufen gerade seitens der Landeskirche Kampagnen gegen Antisemitismus in unserem Land, an denen wir auch als Kirchenkreis und Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen beteiligt sind. Und seit 2019 hat unsere Landeskirche eine Verfassung, in der sehr deutlich steht (Art 4 Abs 5): ( 5 ) 1 Die Landeskirche ist durch Gottes Wort und Verheißung mit dem jüdischen Volk verbunden. 2 Sie achtet seine bleibende Erwählung und seinen Dienst als Volk und Zeuge Gottes. 3 Im Wissen um die Schuld der Kirche gegenüber Jüdinnen, Juden und Judentum sucht die Landeskirche nach Versöhnung. 4 Sie fördert die Begegnung mit Jüdinnen, Juden und Judentum und tritt jeder Form von Judenfeindlichkeit entgegen.
Was aber bedeutet dies mit Blick auf antijüdische Elemente in einem der Hauptwerke von Bach? – Auf diese Frage gibt es durchaus unterschiedliche Antworten: Man könnte darauf verzichten, so etwas aufzuführen. Dann hätten wir Bach weiter zu Weihnachten, aber nicht mehr zu Karfreitag. Oder man lässt problematische Passagen einfach weg. Dann wird das Stück kürzer. Oder man schreibt die Texte um. All dies gibt es.
Die Lösung, an der wir in Hameln gerade arbeiten, setzt auf Diskurs, Aufklärung und eine Durchbrechung des klassischen Stücks durch Zwischenrufe.
- Diskurs: Am 1. April laden wir zu einer Podiumsdiskussion ein. Da diskutieren wir die verschiedenen Möglichkeiten, die es gibt, mit diesem Erbe umzugehen. Die Moderation übernimmt der Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung, Prof. Dr. Christoph Dahling-Sander. Und wir haben richtig Glück, wer alles zugesagt hat:
- Prof. Dr. Gerhard Wegner. Er ist der Antisemitismusbeauftragte des Landes Niedersachsen.
- Unsere Regionalbischöfin: Dr. Adelheid Ruck-Schröder.
- Der neue Landesmusikdirektor Benjamin Dippel.
Und aus Hameln:
- Die Rabbinerin der liberalen jüdischen Gemeinde: Dr. Ulrike Offenberg.
- Und der Direktor unseres Theaters: Wolfang Haendeler.
- Aufklärung: Wir vermuten, dass vielen auf Anhieb überhaupt nicht klar ist, wo genau das Problem liegt. Daher werde ich vorab am 26. März zur Vorbereitung auf die Podiumsdiskussion einen Vortrag halten zum Thema »„Die“ Juden im Johannesevangelium, in Bachs Johannespassion und die Frage: Was machen wir heute damit?«
- Durchbrechung: Die Aufführungen am 5. und 6. April bieten den klassischen Text der zweiten Version aus dem Jahr 1725. Der Fluss der Aufführung ist aber an drei Stellen durch Zwischenrufe unterbrochen, in denen die Passagen, die aus heutiger Sicht problematisch sind, pointiert eingeordnet und prägnant kommentiert werden – dies mit Perspektiven, wie wir den Tod Jesu heute ohne die Fortführung lange eingeübter antijüdischer Muster deuten können.
Eine herzliche Bitte möchte ich an dieser Stelle äußern: Bitte kommen Sie möglichst alle und werben für die Podiumsdiskussion und den Vortrag. Es ist wichtig, dass wir bei einem derart zentralen Thema richtig viele sind und zu spüren ist: Wir setzen uns aktiv mit dem Thema Antijudaismus auseinander, denn: Auch wenn die Schatten der Vergangenheit lang sind, wir wollen heute keine antijüdische Kirche mehr sein.
In diesem Jahr wird es erstmalig in meiner Amtszeit eine Visitation geben. Hier ist der Rhythmus etwas durchbrochen und soll wieder neu gefunden werden. 2019 war eine Visitation in Region III, 2022 eine in Region VI. Wir haben jetzt überlegt, wir fangen dieses Jahr bei Region I in Bad Pyrmont an und gehen dann der Reihe nach weiter: Region 2 2026, Region 3 2027, Region 4 2028, Region 5 2029, Region 6 2030.
Allerdings ist das eine Planung, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern wird. Der Zuschnitt der Regionen passt nicht mehr so recht zur Anzahl der Gemeindeglieder und der Pfarrstellen. Es wird immer wieder diskutiert, dass wir einen neuen Zuschnitt und eine Verringerung der Zahl der Regionen brauchen. Das ist allerdings ein Prozess, der Vorlauf und eine gute Planung braucht.
Etwas in Spannung hierzu steht, dass sich in den Regionen zum Teil mit sehr mühevollen und intensiven Vorarbeiten und teils zähen Prozessen Kirchengemeindeverbände als neue Körperschaften des Öffentlichen Rechts gebildet haben. Es wäre weniger Arbeit gewesen, erst die Regionen zu aktualisieren und dann neue Körperschaften zu gründen. Das lässt sich leider nicht mehr ändern.
Die Frage, welche Zahl und welche Form von Körperschaften des Öffentlichen Rechts sich von einer schrumpfenden Kirche so handhaben lässt, dass sie einen guten Rahmen für die Freiheit der kirchlichen Arbeit bietet und zugleich Überforderung in Gestalt einer übermäßigen Gremien- und Verwaltungslast mindert, spielt auch eine Rolle bei der Fusion von Markt und Münster, die wir in diesem Monat feiern konnten. Es war ein schönes Fest. Getragen von einer tiefen Freude, dass es nun nach schwerer Zeit in klaren Schritten nach vorne geht.
Sehr erfolgreich waren wir in den vergangenen Monaten darin, Kirche stärker als relevanten Player im öffentlichen Raum zu positionieren. Ein ermutigender erster Schritt war eine sehr gut besuchte Veranstaltung zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes am 23. Mai im Münster in Kooperation mit dem Direktor des Amtsgerichts. Mit dabei waren Oberbürgermeister Claudio Griese, die ehemalige Schulleiterin der Elisabeth-Selbert-Schule, Gisela Grimme, der Politikleistungskurs des Viktoria-Luise-Gymnasiums und der Quilisma-Jugendchor aus Springe.
Ein zweiter Schritt war der Reformationsgottesdienst als Trialog zusammen mit der Reformierten Kirche und der Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtags zur Frage „Was gibt Orientierung in unübersichtlicher Zeit?“
Schritt drei war der Jahresempfang mit Prof. Dr. Dr. Wolfgang Huber. Er war u.a. Ratsvorsitzender der EKD und Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Wir hatten einen Vortrag von ihm zum Thema: "Menschen, Götter und Maschinen. Ein ethischer Impuls zur Digitalisierung". Und es waren viele Menschen da, die – wie ich es wahrgenommen habe – gerne miteinander im Gespräch waren. Eine schöne kommunikative Hilfe waren dabei die Namensschilder, für die man angeben konnte, worauf man ansprechbar ist. Insgesamt hatten wir den Eindruck: Da sind viele Elemente dabei, an die wir in diesem Jahr anknüpfen können. Zum Beispiel die digitale Form der Einladung.
Und es gibt auch schon einen Folgetermin etwas früher im Jahr am 25. September. Wieder geht es um ein zentrales Thema unserer Zeit mit kirchlichem Bezug und gesellschaftlicher Relevanz. Kaum etwas hat sich in den vergangenen Jahren so stark verändert hat, wie das Themenfeld „Krieg und Frieden“. Als Referentin habe ich Dr. Alexandra Dierks gewonnen. Sie ist Militärdekanin in Berlin, also zuständig für Pastorinnen und Pastoren, die in der Militärseelsorge arbeiten. Sie wird uns davon berichten, wie sich die veränderte Sicherheitslage aus der Perspektive der Soldatinnen und Soldaten anfühlt. Und was bedeutet es eigentlich ethisch, wenn wir uns stärker in die Lage bringen, Kriege zu führen mit dem Ziel, Kriege nach Möglichkeit zu verhindern? Und was sind aus ihrer Sicht die zentralen christlichen Perspektiven in dieser Situation?
Und auch schon vorher planen wir eine Veranstaltung, die vermutlich von großem öffentlichem Interesse sein wird. Am 8. Mai jährt sich zum achtzigsten Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs. Der frühere Landtagspräsident Jürgen Gansäuer wird zu uns kommen. Im Münster spricht er zu der Frage: »80 Jahre Kriegsende – was lernen wir aus der Geschichte«. Gerahmt wird dies musikalisch von der Hamelner Kantorei. Und wie schon beim Empfang mit Wolfgang Huber, gibt es nach Vortrag und Musik die Gelegenheit zu Begegnung und Gespräch.
Im vergangenen Jahr habe ich den Vorsitz der AcK übernommen, der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Hameln. Den traditionellen ökumenischen Pfingstgottesdienst haben wir von Sonntag auf Montag gelegt mit dem Effekt einer erheblichen Steigerung des Gottesdienstbesuchs. Dies wollen wir in diesem Jahr wieder so machen. Und es gibt einen inhaltlichen Höhepunkt. Die Neuapostolische Kirche hat einen Antrag auf Vollmitgliedschaft gestellt, was inzwischen möglich ist, und wir sind in Planungen, wie wir diese neue Gemeinschaft im Rahmen des Pfingstgottesdienstes dankbar zelebrieren.
Bei den Pfarr- und Diakonenstellen gibt es eine klare Tendenz. Es gehen mehr Menschen in den Ruhestand als neu in die Berufe hinein. So ist es schwer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Umso schöner ist es, wenn es hier Neuzugänge gibt. In Ohsen wird Pastor Jacques Fabiunke am 23. März um 15 Uhr seinen Probedienst antreten. Und in Tündern und Hämelschenburg haben wir mit Valerie Anke eine Vikarin. Und in der Kirchengemeinde An der Hamel, die in mehrfacher Hinsicht schwere Zeiten hinter sich hat, freue ich mich darüber, dass Pastor Fortmann dort an Erntedank seinen Dienst aufgenommen hat. Allerdings fehlt er auch in Bad Pyrmont.
Und wir werden wir in den kommenden Jahren erleben, dass viele, die den Kirchenkreis zum Teil über lange Zeiträume geprägt haben, in den Ruhestand gehen. Pastor Thomas Müller hier aus der Kirchengemeinde Martin Luther. Pastorin Birgit Löhmann, Krankenhausseelsorgerin in Bad Pyrmont und unsere Diakoniepastorin. Diakonin Birgit Hodemann, Krankenhausseelsorgerin in Hameln.
Ein sehr hilfreiches und inzwischen bewährtes Instrument, mit dieser Situation zunehmender Vakanzen umzugehen, sind sogenannte „Gastdienste“. Pastoren im Ruhestand kommen für eine Übergangszeit und helfen. Das waren in den vergangenen Monaten einige: Udo Wolten und Werner Hennies im Münster in Hameln. Siebo Schott bzw. Hickmann in der Kirchengemeinde An der Hamel. Uwe Kanig u.a. in Afferde und Hastenbeck. Johann Benecke in Afferde und Hastenbeck. Und dann gibt es auch Ruheständlerinnen und Ruheständler, die in Absprache mit den Pfarrämtern jenseits der Gastdienstregelungen Gottesdienste und Beerdigungen übernehmen. Bei den Diakoninnen und Diakonen gibt es noch die Veränderung, dass sie in Anstellungsträgerschaft der Landeskirche überführt werden. Das ist ein Prozess, der gerade läuft.
Auf zwei Workshoptage möchte ich hinweisen. Zum einen plant Frau Hellmold-Ziesenis zusammen mit Martin Käthler, dem Stiftungsberater der Landeskirche, einen Stiftungs- und Vereinstag am 30. August. Wenn Ihre Kirche Z. B. in die Kategorie D eingestuft wurde und jetzt auf lange Sicht andere Finanzierungsmodelle gesucht werden, so könnte dies ein interessanter Termin sein. Oder Sie treffen sich einfach, weil es seit Jahren in Ihrer Kirchengemeinde oder Einrichtung eine Stiftung oder einen Förderverein gibt, um sich mit anderen auszutauschen, die auch in diesem Bereich unterwegs sind.
Und zusammen mit Ulrike Oelerking plane ich einen Ehrenamtstag. Hier suchen wir noch einen Termin. Und es sind Wünsche gefragt, wozu Sie mal Lust hätten, sich auszutauschen oder einen Impuls zu bekommen. Und wir stellen uns vor, dass Sie selbst Dinge mitbringen, die bei Ihnen schon einmal richtig gut gelaufen sind.
Ein abschließender Ausblick richtet sich auf den Kirchentag. Vermutlich wissen Sie das alle: Er findet vom 30. April bis zum 5. Mai in Hannover statt. Wir werden als Kirchenkreis am Mittwoch auf dem Markt der Begegnungen sehr präsent sein, es gibt die Möglichkeit, zum Kirchentag zu Pilgern und zur Einstimmung und Steigerung der Vorfreude bieten wir eine Veranstaltung am 22. März um 17 Uhr mit Fritz Baltruweit an.
Seit gut 20 Monaten bin ich inzwischen im Kirchenkreis. Nach einem Jahr dachte ich: Mein erstes Jahr dauert etwas länger. Da gab es immer noch Orte, wo ich nicht war, Themen, die neu auf den Tisch kamen und Akteure, die neu ins Licht traten. Inzwischen fange ich an, mich auszukennen. Und ich genieße diese Phase sehr, wo alles vertrauter wird!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Mitwirken hier in der Synode. In Kirche und Diakonie ist viel Bewegung. Oft müssen wir die Antworten auf die Fragen, die sich heute stellen, erst einmal finden. Sehr gerne bin ich mit Ihnen gemeinsam auf dieser Suche.