Es ist Obstkuchenzeit. Brombeeren, Kirschen, Blaubeeren, Zitronen, Pfirsiche, bald kommen die Zwetschgen dazu – der Spätsommer bietet Früchte in Hülle und Fülle. Sie schmecken wunderbar, einfach so aus der Hand. Aber wie schön ist es auch, wenn aus ihnen frischer Obstkuchen gebacken wird. Einfach nur ein Rührteig mit Früchten, etwas Sahne dazu, fertig.
Keine und keiner von uns braucht Kuchen zum Überleben, das stimmt. „Unser tägliches Brot gibt uns heute“ beten wir im Vaterunser. Von Kuchen ist da keine Rede. Das tägliche Brot steht seit Martin Luther für „alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh“. Lauter nützliche, lebenswichtige Dinge.
Und doch: Wie schön ist es, wenn im Büro die Zeiten arbeitsreich sind und eine aus dem Team bringt Kuchen mit. Einfach so. Ein kurzes Zusammenstehen und Austauschen im Team, während wir den Kuchen essen. Süßer Trost auf alltäglichem Weg: Es ist viel los, vieles nervt, aber wir wollen das Gute, das Positive nicht vergessen.
Wir brauchen mehr als nur „Überlebensmittel“. „Kuchen“, auch wenn er in Martin Luthers Aufzählung nicht vorkommt, steht für das Schöne, das Tröstliche, für Lebensfreude und Sinnlichkeit, für Pause und Leichtigkeit, für die feinen, kleinen Dinge, an denen wir uns freuen können, weil in ihnen so viel Liebe steckt.
Die Sommerferien gehen zu Ende. In unseren Kirchengemeinden beginnen wieder die Kaffeegruppen und -kreise. Sie werden schnell ein bisschen belächelt. Dabei sind sie so wichtig. Einladende Kirche sein, auch und gerade in dürren Zeiten. Denn Jesus war vieles, aber kein Asket. Vom Himmelreich sprach er gern als einem Festessen. Im Mittelpunkt steht das Miteinander. Gelebte Gastfreundschaft. Genuss in Hülle und Fülle. In vielen Kirchengemeinden wollen Menschen gerne großzügig sein. Mit ihrer Gastfreundschaft. Mit ihrer Zeit. Und natürlich auch mit Kuchen. Probieren Sie es doch mal aus!
Pastorin Silvia Mustert
Radioandacht 01.08.2024 radio aktiv